BiOfunk (49): IVF – So funktioniert die künstliche Befruchtung

Immer mehr Paare sind ungewollt kinderlos. Sie wollen, aber es klappt nicht. 10 von hundert Paaren haben auch nach einem Jahr mit regelmäßigem Geschlechtsverkehr keinen Erfolg. Bis vor 40 Jahren blieben viele dieser Paare auf Dauer kinderlos. Das Jahr 1978 brachte hier einen Wendepunkt. Zum ersten Mal wurde ein Baby geboren, dass durch künstliche Befruchtung gezeugt worden war, also außerhalb des Körpers. Die In-vitro-Fertilisation , kurz IVF, hilft vielen Paaren bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches. Im BiOfunk betrachten wir, warum Kinderkriegen doch ziemlich kompliziert sein kann. Und wie die in vitro Fertilisation dabei hilft.

Oftmals klappt das Kinderkriegen nicht, weil Spermium und Eizelle nicht zusammenfinden. Wenn es im Körper nicht funktioniert, dann probiert man es eben außerhalb. Das ist das Prinzip der in vitro Fertilisation. Übersetzt bedeutet dieser Fachbegriff Befruchtung außerhalb des Körpers. Man bringt Spermium und Eizelle unter künstlichen Bedingungen zusammen. Das klingt einfach, ist aber ungeheuer kompliziert.
Zunächst benötigt man die Zellen: Spermien und Eizellen. Die Zellen werden in einem Gefäß vermischt. Wenn alles gut läuft, befruchtet ein Spermium eine Eizelle, die befruchtete Eizelle teilt sich und ein Embryo entsteht. Der Embryo, bestehend aus 4 oder 8 Zellen, wird in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. Daraus wächst ein Kind heran (Abb 1).

In Vitro Fertilization (IVF) - English

Abb. 1: Schritte bei der In-vitro-Fertilisation


Im Jahr 1978 kam das Mädchen Louise Brown zur Welt. Es war der erste Mensch, der durch eine In-vitro-Fertilisation gezeugt wurde. Also im Reagenzglas außerhalb des Körpers. Wobei der Embryo nur für einige Tage im Reagenzglas bzw. in der Kulturschale blieb. Der aus wenigen Zellen bestehende Embryo wurde dann in die Gebärmutter der Mutter überführt. Und nach neun Monaten war es so weit. Die in vitro Fertilisation wurde in den Folgejahren weiterentwickelt und verbessert. Besonders bei der Gewinnung reifer Eizellen machte man große Fortschritte.
Eine schlechte Spermienqualität kann die In-vitro-Fertilisation erschweren, bei manchen Männern sind die Spermien praktisch unbeweglich.

In den 1990er Jahren fand man eine Lösung. Man spritzt ein Spermium direkt in eine Eizelle. Hierfür verwendet man eine sehr feine Glaskanüle. Mit dieser nimmt man ein Spermium auf und sticht dann in die Eizelle. Jetzt entlässt man das Spermium direkt in das Cytoplasma der Eizelle. Das Verfahren wird als IntraCytoplasmatische SpermienInjektion bezeichnet (ICSI) (Abb. 2).

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Abb. 2: IVF mit IntraCytoplasmatische SpermienInjektion

Bis vor 40 Jahren gab es für ungewollt kinderlose Paare keine Hilfe und kaum Hoffnung. Doch die In-vitro-Fertilisation änderte das. Robert Edwards wurde dafür im Jahr 2010 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Und es ist schon eine Art Wunder, das die Befruchtung außerhalb des Körpers funktioniert. Und dass sich damit viele Paare ihren Kinderwunsch erfüllen können.


Weitere Informationen

Guardian: The amazing story of IVF – 35 years and five million babies later

Nobel Assembly: Human in vitro fertilization

Science Museum: IVF revolution – past, present and future

Mini Review: Development of In Vitro Fertilization, a Very Important Part of Human Reproductive Medicine, in the Last 40 Years


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