BiOfunk (52): Autoimmun – Wenn das Immunsystem den eigenen Körper angreift

Bei Autoimmunkrankheiten greift das Immunsystem den eigenen Körper an. Beispiele sind Rheuma, Diabetes oder die Multiple Sklerose. Doch wie entsteht Autoimmunität, also ein gegen sich selbst gerichtetes Immunsystem? Warum schädigen Immunzellen körpereigenes Gewebe? Wir betrachten die Vorgänge am Beispiel von Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit. Wir werden sehen, dass Viren an der Entstehung beteiligt sind. Und dass eine fatale Verwechslung die Krankheit auslöst.

Diabetes mellitus vom Typ I tritt vor allem bei Kindern und Jugendlichen auf. Ursache ist ein Mangel des Hormons Insulin, das bei gesunden Menschen in der Bauchspeicheldrüse hergestellt wird (Abb.1). Die Krankheit beginnt bereits Jahre bevor die ersten Symptome auftreten. Zellen des Immunsystem zerstören die insulinproduzierenden Zellen. Bis keine mehr da sind. Und damit kein Insulin. Warum attackiert die Immunabwehr gesundes Gewebe und zerstört dabei Zellen, die weder entartet sind noch ein Virus in sich tragen? Hier kommen wohl verschiedene Faktoren zusammen, die unter bestimmten Umständen zur Katastrophe führen können.

3D medical animation still of Type One Diabetes

Abb.1: Diabetes Typ I – Ohne Insulin können die Zellen keine Glukose mehr aufnehmen. Der Blutzuckerspiegel steigt.

Eine Körperzelle muss in der Lage sein, das Immunsystem auf sich aufmerksam zu machen. Z.B., wenn sie mit einem Virus infiziert ist. Dann sendet Sie Botenstoffe aus, als Alarmsignal an das Immunsystem. Killerzellen werden losgeschickt, um die Zelle zu zerstören. Antiköper werden hergestellt. Entstehung von Diabetes werden Killerzellen fälschlicherweise angelockt. Ursache sind wahrscheinlich Mutationen, also Veränderungen im Erbgut. Die mutierten Körperzellen stellen zu viele Immunbotenstoffe her, auch wenn sie nicht virusinfiziert sind. Damit locken sie die Immunzellen zu sich und laufen Gefahr, von Ihnen zerstört zu werden. Doch es müssen noch weitere Faktoren hinzukommen, z.B. eine Infektion mit bestimmten Viren.

Bereits seit Jahrzehnten stehen Viren unter Verdacht, an der Entstehung von Diabetes beteiligt zu sein. Einer der möglichen Übeltäter ist das Coxsackievirus (Abb. 2). Es verursacht in der Regel harmlose Erkrankungen bei Kindern, z.B. Durchfall oder Hautausschläge. Es kann aber auch die Bauchspeicheldrüse befallen. Und damit den Startschuss für eine Diabeteserkrankung geben.
Dieser Zerstörungsprozess kann sich unbemerkt über mehrere Monate oder Jahre hinziehen. Bis die ersten Symptome der Diabetes auftreten. Doch dann ist es bereits zu spät, alle insulinbildenden Beta-Zellen sind zerstört.

Coxsackie B4 virus

Abb. 2: Coxsackie-Viren (elektronischenmikroskopische Aufnahme)


Weitere Informationen

Scientific American: In Autoimmune Disease, Organs May Lure the Immune System into an Attack

Spektrum.de: Eine Impfung gegen Diabetes

Nature: Type 1 diabetes mellitus as a disease of the β-cell (do not blame the immune system?)

Viruses: Viruses and Autoimmunity: A Review on the
Potential Interaction and Molecular Mechanisms


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