BiOfunk (43): Demenz – Über die molekulare Ursache von Alzheimer

Vor gut 100 Jahren wurde die Alzheimer’sche Erkrankung zum ersten Mal beschrieben. Es ist die häufigste Demenzform, über 60 % der Demenz-Patienten leiden an Alzheimer. Sie beginnt mit Vergesslichkeit und endet mit dem vollständigen Verlust der Persönlichkeit. Im BiOfunk betrachten wir heute die molekularen Ursachen dieser Krankheit. Wobei auch nach 100 Jahren intensiver Forschung noch vieles unklar ist.

Bereits Alois Alzheimer fielen die auffälligen Ablagerungen im Gehirn von Alzheimer-Patienten auf, sowohl zwischen den Zellen als auch im Zellinneren. Dabei handelt es sich um Zusammenklumpungen krankhaft verformter Proteine.
Zwei Proteine spielen dabei die unrühmliche Hauptrolle: Das Tau-Protein und ein kurzes Protein namens Beta-Amyloid. Außerhalb der Nervenzellen bilden sich Zusammenballungen des Beta-Amyloid-Proteins. Man spricht auch von Amyloid-Plaques. Innerhalb der Zellen entstehen Bündel von zusammengelagerten Tau-Proteinen. Diese verschiedenartigen Proteinablagerungen führen wahrscheinlich zum Absterben der Nervenzellen (Abb. 1).

Alzheimers brain

Abb. 1: Gesundes Gehirn (links) im Vergleich mit dem Gehirn eines Menschen mit Alzheimer-Demenz (rechts)

Alzheimer ist eine Erkrankung des Alters. In seltenen Fällen sind auch relativ junge Menschen von Alzheimer betroffen, im Alter zwischen 30 und 60 Jahren. Die sogenannte familiäre Form der Alzheimer-Erkrankung wird durch Genmutationen ausgelöst, die an die Nachkommen weitergegeben werden können. Eine solche Mutation kann z.B. die Aktivität des Enzyms erhöhen, das die Amyloid-Moleküle freisetzt (Abb. 2). Das Enzym ist dann überaktiv, es werden viel zu viele schädliche Proteine gebildet. Bereits in jungen Jahren gelingt es nicht mehr, diese Proteine zu entsorgen und die Nervenzellen zu schützen. Die Beta-Amyloid reichern sich an und Alzheimer bricht bereits mit 40 oder 50 Jahren aus.

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Abb. 2a: Das Membranprotein APP wird durch Enzyme zerschnitten. Dabei entsteht Beta-Amyloid.

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Abb. 2b: Beta-Amyloid-Moleküle lagern sich außerhalb der Zellen zu Plaques zusammen.

Bis heute ist die Alzheimer-Demenz nicht heilbar. Es gibt Medikamente, die das Fortschreiten ein wenig verzögern. Doch stoppen kann man den Abbau des Gehirns nicht. Und rückgängig machen schon gleich gar nicht.
Es gibt verschiedene Ansätze für eine mögliche Therapie. Kürzlich wurde z.B. ein Antikörper-Medikament zugelassen, dass das schädliches Beta-Amyloid bekämpfen soll. Die Forschung geht weiter und hoffentlich gibt es bald Fortschritte bei der Bekämpfung dieser tückischen Krankheit.


Weitere Informationen

Alzheimer Forschung Inititiative: Was ist Alzheimer?

Buchtipp: „In Pursuit of Memory“ von Joseph Jebelli

Deutschlandfunk Kultur: Der Irrenarzt mit dem Mikroskop

Max Planck-Gesellschaft: Alzheimer: Protein-Klumpen im Gehirn

Pharmazeutische Zeitung: Amyloid-Hypothese – Der eigentliche Schuldige

Pharmazeutische Zeitung: Alzheimer – Eine »Doppel-Prionen-Erkrankung«?


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