BiOfunk (37): Warum die Fledermaus ein Paradies für Viren ist

Die Tollwut, Ebola, SARS und andere gefährliche Viruserkrankungen haben ihren Ursprung in Fledermäusen. Wahrscheinlich auch COVID-19. Das Faszinierende: Die meisten dieser Viren machen den Fledermäusen nichts aus. Trotz Infektion zeigen sie keine Krankheitssymptome. Das liegt an bestimmten Anpassungen ihres Immunsystems. Im BiOfunk betrachten wir, warum gerade Fledermäuse so viele Viren in sich tragen und was die Fähigkeit zu Fliegen damit zu tun hat

Fledermäuse sind nicht die einzigen Tiere, die gefährliche Erreger auf den Menschen übertragen können. Aber sie nehmen dennoch eine Sonderrolle ein. Keine Tiergruppe trägt so viele gefährliche Viren in sich. Dennoch erkranken die Fledermäuse in der Regel nicht an ihren Viren. Das liegt an einer besonderen Konfiguration ihres Immunsystems. Die Immunreaktion wird besser unter Kontrolle gehalten, ein Überschießen wird vermieden. Und das ist ein wichtiger Schutzmechanismus bei Infektionen mit Viren. Denn oftmals schädigt das eigene Immunsystem bei der Bekämpfung der Viren den eigenen Körper.

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Abb. 1: Townsend-Langohr (Corynorhinus townsendii)

Das besondere Immunsystem der Fledermäuse könnte eine Anpassung an das Fliegen sein. Und dass sie dadurch ein Paradies für Viren sind, ist wohl nur ein Nebeneffekt. Ein Nebeneffekt mit großen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen. Durch die gedämpfte Immunreaktion können Fledermäuse gut mit ihren Viren leben. Und diese auf den Menschen übertragen. Oder auf ein anderes Tier, von dem das Virus dann auf den Menschen überspringt. Wie wahrscheinlich im Fall von COVID-19. Doch das eigentliche Problem sind nicht die Fledermäuse, sondern der Mensch. Er hält nicht den notwendigen Abstand und erhöht so die Wahrscheinlichkeit für ein folgenreiches Zusammentreffen. Mit einer Fledermaus oder einem anderen Tier. In der Natur gibt es neue potenzielle Krankheitserreger. In Fledermäusen, Affen, Vögeln und anderen Tieren. Die entscheidende Frage ist, wie wir damit umgehen. Die natürlichen Lebensräume der Tiere sollten geschützt werden. Und es sollte möglichst wenig Kontakt zwischen exotischen Tieren und dem Menschen geben.

Figure 3- Examples of Zoonotic Diseases and Their Affected Populations (6323431516)

Abb. 2: Beispiele für Zoonosen


Weitere Informationen

NZZ: Viele Viren befallen Fledermäuse, aber sie werden nicht krank. Warum?

Nature: Lessons from the host defences of bats, a unique viral reservoir

New York Times: How Do Bats Live With So Many Viruses?

NPR: Bats Carry Many Viruses. So Why Don’t They Get Sick?

Zoonosen.net: Der Ursprung der Pandemie

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